Nach einer wahren Begebenheit
Hallo ihr Lieben
Seit ich in Airlie Beach angekommen bin, ist eigentlich nicht viel passiert (jedenfalls die erste Zeit nicht). Dennoch waren die Tage sehr cool. Die meiste Zeit habe ich eigentlich am Strand, oder besser gesagt der Lagune, verbracht. Zusammen mit Katie, mit der ich mich in Airlie Beach getroffen habe haben wir uns ein paar faule Tage gemacht. Das war auch dringend notwendig, denn der Tauchschein und das recht rege Cairnser Nachtleben hat mich doch etwas geschlaucht. Und so war ich gottfroh, erstmal etwas entspannen zu koennen und das Paradies, dass Airlie Beach zweifellos ist, zu geniessen. Airlie ist nicht besonders gross, aber hat allerlei zu bieten. Von hier aus gehen die meisten Segeltrips zu den Whitsunday Islands, was Airlie natuerlich zu einem Mekka fuer Backpacker macht. Desweiteren gibt es einen wunderschoenen Strand, eine kuenstlich angelegte Lagune und jede menge Palmen. Die Hauptstrasse ist voller Surfshops, Cafes, Strandbars und Clubs. Erinnert mich ein bisschen an Byron Bay. Wir hatten wirklich ein paar sehr schoene Tage hier, bevor uns der Hurricane erreicht hat...
Seit ungefaehr einer Woche haelt ein gewaltiger Sturm der Groesse 3 (es geht nur von 1 bis 4...) auf die Kueste von Sued-Queensland zu. Und der wird genau in Airlie Beach anfangen, das Land zu zerlegen. Katie und ich sind also wieder einmal in einer Ausnahmesituation, wie damals im Grampians National Park, als wir von einem Bushfeuer umringt waren... :D
Also, es ist Samstag heute. Jeder, auch wir, macht ordentliche Hamstereinkaeufe, denn der Sturm soll heute Nacht ueber Airlie hereinbrechen. Sonntag wird uns dringend empfohlen, im Hostel zu bleiben, denn fuer dem kompletten Tag werden lebensgefaehrliche Sturmboehen erwartet. Umherfliegende Gegenstaende koennen einen problemlos enthaupten, wenn man nicht aufpasst, jedenfalls wurde uns das erzaehlt. Desweiteren sollten wir Wasservorraete fuer Sonntag einkaufen, da es gut moeglich ist, dass das Wasserversorgungssystem zusammenbricht und wir den Sonntag ohne Leitungswasser (warscheinlich auch ohne Strom)verbringen muessen. Ganz Airlie ist absolut leergeraeumt, alles was nicht niet- und nagelfest ist, wurde von den Strassen entfernt, Fenster werden mit Klebeband versehen, falls sie von der Wucht des Sturms eingedrueckt werden... Die Leute hier haben den letzten Sturm, der in den 70ern in Airlie gewuetet hat und bei dem insgesammt 14 Menschen ums Leben kamen nicht vergessen... Ich weiss auch nicht, wie ich immer in solche Situationen komme, aber ich bekomm die Naturkatastrophen immer hautnah mit :D Da hilft nur eins: Essen, Wasser und Eigentum (ist ja gottseidank nicht sooo viel) ins Hostelzimmer packen, Katie und mich obendrauf setzen, ne Schachtel Kekse aufmachen und abwarten! Wird schon nicht so schlimm werden und wenn doch, dann hab ich noch eine gute Story zu erzaehlen, wenn ich wieder da bin :D „Wie ich damals in Airlie Beach in einem tropischen Sturm festsass...“ :D
Mensch, jetzt hab ich vor lauter Sturm garnicht erwaehnt, dass wir tatsaechlich auch etwas anderes, als nur in der Lagune rumliegen und brauner werden, gemacht haben. Freitag sind wir mir der Faehre nach Daydream Island gefahren. Wegen des Cyclones (dt: Sturm, Tiefdruckgebiet) sind saemtliche mehrtaegige Segeltouren zu den Whitsunday Islands gecancelt worden, was unseren urspruenglichen Plan zunichte machte... und um wenigstens ein bisschen Whitsundays geniessen zu koennen, haben wir eine Tagestour nach Daydream Island gebucht. Die Insel besteht quasi aus einem riesigen Holiday Resort mit unglaublich schoenen Straenden, exotischen Pflanzen und Baeumen, einem furchtbar interessanten Aquarium mit Haien, Mantarochen und „Dori-fischen“ (A.v.P. ... Findet Nemo!) und noch so manchem mehr! Wir haetten Glueck, denn es hat am Morgen etwas geregnet und so hat die ganze Insel furchtbar nach Regenwald und Erde gerochen, was das ganze noch authentischer machte.Rechtzeitig genug hat sich das Wetter aber in strahlenden Sonnenschein gewandelt, so dass wir den ganzen restlichen Tag wirklich tolles Wetter hatten! Der Regen hat auch die ganzen Tiere dazu veranlasst, sich zu zeigen. Und so kamen wir dazu, einen ein Meter langen Waran beobachten zu koennen, wie er sich an unsere Schokoladentafel anpirschte, aber dann klaeglich an Philipp’s Stockschwing-Faehigkeiten scheiterte. Und wir konnten eine Wollabiefamilie aus naechster Nahe beobachten! Mama, Papa und Babywollabie waren supersuess und haetten sich um ein Haar streicheln lassen... Tja und wenn wir nicht gerade Wildlife beobachtet haben, lagen wir am Pool, haben uns vom Poolboy eiskalte Getraenke bringen lassen und haben das Leben genossen! (Der Typ hat uns wirklich jedes mal gegruesst, als er an uns vorbei gelaufen ist, denen werden wohl ordentlich Manieren beigebracht! Recht so, schliesslich bezahlt man ja auch dafuer, sich von jemandem total befuersorgen zu lassen) Und wenn ich nicht in der Sonne eingeschlafen waere, haette ich den Tag auch ohne ordentlichen Sonnebrand ueberstanden, aber Australien wollte mich dann doch nicht ungeschoren davonkommen lassen :D Jedenfalls war das ein wirklich supertoller Tag im Paradies! Abends gings dann mit der Faehre zurueck ins andere Paradies und da hat man dann schon gemerkt, dass der Sturm die Kueste bald erreicht... dunkelgrauer Himmel und leichte Boehen. Sag beeindrueckend aus, als wir uns mir der Faehe dem Festland genaehert haben :-)
Gerade kam die Notfalldurchsage ueber die Lautsprecheranlage des Hostels, dass es ab jetzt gefaehrlich draussen wird! Wir sind vorbereitet und die Kekspackung ist bereits offen :-) Sollte jetzt ein naechster Absatz folgen, haben wir den Cyclone ueberlebt ...
Hehehehe... Na, schreck gekriegt? Also wirklich, denkt doch mal nach. Wenn ich es nicht ueberlebt haette, waere dieser Eintrag garnicht online ;-)
Seit Samstag Nacht haben wir weder Strom noch sauberes Trinkwasser. Airlie Beach liegt grosstenteils in Schutt und Palmwedeln. Es wurde zwar schlimmeres erwartet, aber die Zustaende hier sind alles andere als rosig. Wir hatten zwar Samstag ein paar Einkaeufe gemacht, da wir aber erwartet haben, dass spaetestens Montag alles wieder in Ordnung waere, war es etwas wenig. Den Sonntag haben wir groesstenteils in inserem Hostelzimmer verbracht, da der Sturm immernoch leicht gewuetet hat. Gegen Nachmittag haben wir und dann mal vor die Tuer gewagt um die Lage zu checken. Ueberall lagen Aeste und Baeume auf den Strassen, davon abgesehen waren die Strassen leergeraeumt. Alles, was man nicht vorsorglich in die Haeuser geschafft hat, hat der Sturm mitgenommen. Und da es weder Strom noch Wasser fuer die Menschen gab, war so ziemlich jeder aus der Strasse unterwegs, auf der Suche nach Neuigkeiten. Die einzigen zwei Laeden, die aufgrund eines Notstromgenerators geoeffnet hatten, waren ein Fish&Chips Shop und eine Bar. Fuer das Leibliche wohl war also gesorgt und diese Laeden haben das Geschaeft des Jahrhunderts gemacht. Nach einer grossen Portion Fish&Chips sind wir dann zum hafen gelaufen und haben uns die Sturmschaeden dort angesehen. Mehrere Boote wurden vom Sturm total auseinandergenommen, andere befanden sich in den Vorgaerten voellig verstoerter Anwohner. Weil es uns ein bisschen unwohl war, nach Einbruch der Dunkelheit noch auf der Strasse zu sein (kein Licht und gereizte Menschen) haben wir uns schnell auf den Rueckweg zum Hostel gemacht.
Montag Morgen sind uns dann die Lebensmittel ausgegangen. Zwar gab es wieder Leitungswasser, jedoch konnte niemand fuer dessen Sauberkeit garantieren, deswegen wurde uns davon abgeraten, es zu trinken. Wir haben uns ein bisschen mit den Einwohnern unterhalten und in Erfahrung gebracht, dass es wohl einen IGA Supermarkt 5 Km vor Airlie gibt, der mit Notstrom versorgt ist. Wir sind also in den Bus gestiegen, wenigstens oeffentliche Verkehrsmittel funktionierten noch, und sind dort hingefahren. Gerade als wir aus dem Bus ausgestiegen sind, wir waren eine recht grosse Gruppe hungriger Menschen, kam uns ein Backpacker entgegen, der sagte, dass vor 10 Minuten der Notstromgenerator im IGA abgesoffen sei und der Laden nun dichter sei, als die Sandra beim letzten Weinfest. Verdammt! Aber es hiess, der Coles Supermarket auf der anderen Seite von Airlie sei offen... also in den naechsten Bus, ab zum Coles. Der war auch gottseidank offen, aber auch total ueberrannt von Leuten, die sich mit dem noetigsten versorgen wollten. Denn keiner wusste so recht wie lange Airlie Beach noch ohne Strom und Wasser sein wuerde. Katie und ich sind recht cool geblieben, haben uns erstmal einen grossen Kaffee gekauft, denn der Coffey Shop hatte auch Strom, und haben dann ganz viel Essen eingekauft, dass weder in den Kuehlschrank noch gekocht werden muss. Ich rede von Brot, Marmelade, Cornflakes und Schokokeksen :D Und natuerlich jede Menge Wasser!
Es sind wirklich chaotische Zustaende, alle sind leicht gereizt und von den aelteren Anwohnern werden wir regelmaessig vor Gewalteskalation gewarnt... Unser Hostel ist natuerlich genauso betroffen von allem, wir hatten Glueck, dass wir ein paar Naechte im Vorraus bezahlt hatten, denn kein Hostel nimmt zzt irgendwelche Leute auf, da natuerlich nichts funktioniert. Und die ganzen Backpacker, die in Airlie Beach ankommen sind ziemlich schlecht dran, denn weder Hostels, noch Tankstellen noch Geldautomaten funktionieren. Am Strand hat sich schon eine Art Notfallcamp fuer Backpacker gebildet, wo man unter Artgenossen am Lagerfeuer ueberlebt, was von der Polizei aufgrund der Zustaende zwar ueberwacht, jedoch gedultet wird.
Uns bleibt gerade nichts anderes uebrig als auf Strom zu warten...
Montag Abend, ca halb 8. Ein grosser Aufschrei der Freude und wir hatten endlich, nach 48 Stunden, wieder Strom :-) Nun kann ich auch endlich diesen Eintrag posten :D
Also machts gut und bis bald!
Euer Philipp
Montag, 22. März 2010
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen