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Sonntag, 11. April 2010

Vom Schnarchen

Dies sind die Aufzeichnungen von mir, wie ich auszog um eines der gefaehrlichsten Raubtiere des Planeten zu bekaempfen. Alles was ihr hier lest, entspricht, so unglaublich es sich auch anhoeren mag, der Wahrheit... Ich werde nun von meiner Jagd auf den Koenig der Schnarcher nach besten Erinnerungen berichten.

Schnarcher mag niemand. Das ist Fakt. Genauer gesagt, eine der Uraengste, die tief in unseren Genen verwurzelt ist, ist die Angst vor Schnarchern, einhergehend mit der abgrundtiefen Abneigung gegen solche. Man koennte sogar von Hass sprechen.

Nun, wie bei allen Lebensformen dieser Welt, gibt es immer ein besonders grosses, besonders gefaehrliches, besonders aggressives Exemplar einer Spezies. Das Exemplar, dass mir begegnet ist, war das groesste, gefaehrlichste und aggresivste von allen. Man kann es ohne zu uebertreiben als den Koenig der Schnarcher bezeichnen. Ein ca zwei Meter grosser Saeuger mit extremer Koerperbehaarung. Seine auditiven Aktivitaeten sind nachts dermassen intensiv, dass ich beschlossen habe ihn in die Kategorie „nachtaktiv“ einzustufen.

Seit ich ihm vor ca einer Woche begegnet bin, haben wir genau vier Worte gewechselt. Besonders gespraechig ist er also nicht. Seine Hoehle befindet sich genau unter meinem Hostelbett, wo er sich aus Bettlaken ein Nachtlager gebaut hat, wobei er seinen eigenen Speichel benutzt um es zu festigen (siehe Termiten).

Um ueberhaupt eine Sichtung zu erreichen muss man Zeit mitbringen. Am ersten Abend hab ich von ungefaehr 10 uhr abends bis 1 Uhr morgens angesessen, bevor er sich ueberhaupt gezeigt hat. Da ich wusste, wo seine Hoehle sich befindet, musste ich nur Quartier beziehen und abwarten. Und als ich schon fast die Hoffnung aufgegeben hatte, ist er doch noch aufgetaucht. Nach kurzem Beschnueffeln seiner Hoehle hat er sich darin verkrochen und angefangen... Den Titel „Koenig der Schnarcher“ traegt er nicht zu unrecht. Dieser ... „Mensch“ schnarcht so laut, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht, und das ist keine Uebertreibung. Nachdem ich seine Laute (ich vermute es handelt sich dabei eher um Lockrufe als um Drohlaute) ausgiebig studiert habe, machte ich mich an deren Imitation. Unmoeglich! Selbst unter Aufbringung aller Kraft kann ich die Lautstaerke (die nebenbei in Dezibel der einer startenden Boeing 747 entspricht) nicht annaehernd erreichen. Und jeder Versucht bereitet mir unglaubliche Schmerzen im Mund-Nasen-Bereich. Desweiteren befindet sich der Schnarcher in einem tranceartigen Zustand, aus dem ihn nichts, aber auch garnichts zu wecken vermag. Ich beliess es fuers erste bei meinen Nachforschungen und brach die Jagd fuer diese Nacht ab.

In der darauf folgenden Nacht bekam ich Gesellschaft von einem anderen Forscher, der sich wie ich auf Schnarcher spezialisiert hat. Sein Quartier befand sich unweit von meinem auf einer kleinen Anhoehe auf der anderen Seite des Raums. Durch Gespraeche und Erfahrungsaustausch mit eben diesem kam ich zu folgender Erkenntnis: Es sind weder Lockrufe, noch Drohlaute, nein, der Schnarcher markiert auf diese Weise sein Territorium. Und eine weitere Erkenntnis kam uns. Der Schnarcher jagt! Gnadenlos und effizient, obgleich subtil jagt der Schnarcher seine Beute bis zum Schluss. Erst als es bereits fast zu spaet war, realisierten wir, dass wir uns bereits in seinem Bann befanden...

Das Jagdschema des Schnarchers gleicht keinem bisher bekannten. Es ist komplett passiv, der Schnarcher selbst uebt keine Gewalt auf sein Opfer aus. Lediglich die Laute, die er waehrend seiner Rast von sich gibt, sind seine Waffe. Toedlich effizient. Der Schnarcher baut dabei auf die Ueberwindung des Selbsterhaltungstriebs seiner Opfers durch staendige Reizung der Sinnesorgane. Der dabei entstehende Effekt wirkt sich umgehend auf das rationale Denken des Opfers aus und treibt dieses nach einem bis zu stundenlangen Todeskampf in den Suizid. Der Schnarcher hat dann nichts anderes mehr zu tun, als aufzuwachen und sich an seinem neuesten Opfer zu laben. Als wir bemerkten, wie sein Jagdschema funktioniert waren wir bereits dem Wahnsinn nahe. Jetzt hiess es handeln und zwar schnell, denn eine Art sechster Sinn laesst den Schnarcher ahnen, dass seine Taktik Erfolg hat, worauf er seine Atemfrequenz und damit das Tempo der Laute erhoeht und zugleich auch die Intensitaet der Laute steigert, was bei seinen Opfern den Effekt des Verrueckt-werdens beschleunigt. Uns blieben hoechstens Minuten...

Die erste Loesung, die wir in Erwaegung zogen war Gewalt! Meiner Theorie nach muesste der Schnarcher, sobald meine geliebte Gitarre auf seinem Gesicht zerschellt umgehend aufhoeren. Jedoch muesste der erste Schlag sitzen, denn sollte ich mit dem ersten Schlag nicht sofort sein Lichtlein ausknipsen, wuerde er evtl erwachen und uns aktiv angreifen, evtl sogar die Hostelrezeption informieren. Das Risiko war zu gross. Ausserdem lag mir meine Gitarre sehr am Herzen. Gerade, als ich mit meinem Leidensgenossen verschiedene Wuergetechniken und deren Chancen auf Erfolg eroerterte, kam mir ein Gedanke. Mittlerweile war der Schnarcher im finalen Akt seiner Attacke und einen klaren Gedanken zu fassen grenzte an Unmoeglichkeit. Doch irgendwoher nahm ich die Kraft. Ich vermute es war das letzte bisschen Selbsterhaltungstrieb, dass mir blieb und mich dazu veranlasste, zu handeln. Passivitaet! Der Schnarcher jagd passiv, warum nicht eine passive Verteidigung versuchen. Das Augenmerk seiner Attacke lag offensichtlich auf unserer Faehigkeit, Schall wahrzunehmen, den unser Gehirn in Form von Geraeuschen und Toenen interpretiert. Wenn nun die Verbindung zum Gehirn unterbrochen wird, muessten wir eine Aussicht auf Erfolg haben. Jedoch war Vorsicht geboten, denn genau diese Art von panischem Handeln koennte zugleich unser Ende sein. Sollten wir in unserem Wahnsinn auf die Idee kommen, undere Koepfe mit gewalt vom Torso zu trennen um der Pein zu entgehen, war die Jagd des Schnarchers erfolgreich. Um also unser Ueberleben zu garantieren musste etwas anderes die Verbindung Ohren - Gehirn - Schmerzrezeptoren unterbrechen. Und da kam mir die Loesung...

Jedes Hostel verkauft Ohrstoepsel, denn die allgegenwaertige Gefahr, dass ein Schnarcher seinen Gebietsanspruch versucht zur Geltung zu machen, ist bekannt und wird nicht unterschaetzt. Mit letzter Kraft schaffte ich es zur Rezeption, mittlerweile war es bereits 4 Uhr morgens, und verlangte erst nach einem Baseballschlaeger und einem Leichensack. Als mir das zu meinem grossen Missfallen verwehrt wurde, entschied ich mich dann doch fuer Ohrstoepsel. Gerade noch rechtzeitig, bevor der Schnarcher sein Opfer entgueltig in den Wahnsinn trieb, konnte ich mich und meinen Mitstreiter retten, indem wir unsere Ohren vor den unwiderstehlichen Jagdlauten des Schnarchers verschlossen. Mit der Sekunde, in der das Schaumstoffgewebe meine Hoehrmuschel verschloss, breitete sich eine Ruhe und Seeligkeit in meinem Koerper aus. Ich fiel umgehend in einen tiefen und erhohlsamen Schlaf, durch eine Decke und ein Kissen vor den gierigen Augen des Schnarchers verborgen. Endlich in Sicherheit...

Die folgenden Naechte ueberlebten wir durch Anwendung eben eroerterter Methode. Der Schnarcher gab sich zwar alle Muehe, doch wir waren gewappnet und seine Attacken konnten uns nichts mehr anhaben. Ich verbrachte noch einige Zeit damit, sein Verhalten aus sicherer Entfernung zu studieren. Seine Effizienz und seine unglaublichen Kraefte sind unheimlich und zugleich beeindruckend.

Solltet ihr jemals in denn Bann eines dieser gefaehrlichen Raubtiere gelangen, vergesst alles, was euch euer Gehirn empfielt, sondern verschliesst umgehend eure Ohren! Das ist die einzige bisher bekannte Methode, entwickelt von mir persoenlich. Vermeidet am besten typische Jagdgruende von Schnarchern, wie Hostels, Hotels, Mehrfamilienhaeuser, in seltenen Faellen sogar die eigenen vier Waende. Wenn ihr all dies beherzigt, habt ihr eine maximale Chance, mit dem Leben davon zu kommen.

Viel Glueck und haltet die Augen stehts offen und die Ohren wenn moeglich geschlossen!

Euer Philipp

3 Kommentare:

  1. Als ich heute deinen Eintrag zu lesen begann, zog er mich SO in seinen Bann, dass ich dachte ich habe das Buch " die 13,1/2 Leben des Käpten Blaubär vor mir und bin mitten im Buch!!!!. Kompliment für so einen Text Philipp!
    Gute Besserung für deine Ohren!
    Bussi Mami

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  2. Hey Philipp,

    bist du am 17. noch in Perth???
    --> RedBull Air Race!!!!

    Gruß Jonas

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